Ich wusste nicht, dass der Regengott Geschwister hat. Doch zuerst:
Heute ging es erst gegen 10 Uhr los. Wir entschieden uns, aufgrund des für diese Gegend zu dieser Jahreszeit sehr ungewöhnlichen Wetters, erst später loszugehen. Früh hatte es sogar geschneit. Und das in Südkalifornien. Jedenfalls musste ich mir erst wärmere Kleidung (Handschuhe, Jacke und co) kaufen. Um meine Füße vor erneuter Feuchtigkeit zu schützen, wickelte ich diese in Plastiktüten ein (-> die Tüten sind am Ende des Tages jedoch gerissen. Vielleicht einfach zu dünn.) Für meinen Rucksack habe ich eine große Mülltüte genommen.
So halbwegs ausgestattet sind wir los, weiter in die Berge. Da der Gott des Regens heute wohl keine Lust hatte uns zu malträtieren, hat er einfach seinen Bruder, den Windgott vorbeigeschickt. Und der hatte heute eine Wucht! Ich bin mehrmals fast von den Beinen gerissen worden. In solchen Momenten, wenn man auf 1500 Höhenmetern, teilweise Zentimeter neben dem Abgrund, von den Naturgewalten wie ein Spielball umher geschubst wird, kann man sich sehr klein und unbedeutend vorkommen.
Doch die Tortur lohnte sich. Ich habe heute Aussichten gesehen, wie noch nie zuvor in meinem Leben! Mutter Erde breitete sich vor mir aus und ließ mir vor Staunen die Luft wegbleiben. Eine derartige Schönheit kannte ich bisher nur aus Filmen oder von Fotos.
Die Kälte und der erbarmungslose Sturm setzten mir dennoch zu. Vorankommen war schwer. Podcasts und Sprachnachrichten hören versüßten mir dann doch noch den Tag.
Ich habe heute die 50 Meilen geknackt. Tolles Gefühl es bis hierher nur durch Gehen geschafft zu haben. 🙂
Wir erreichten einen „Zeltplatz“, soll heißen ein Stück unbewachsenen Boden. Mehr braucht es jedoch nicht.
Nach einem weiteren Versuch, mein Zelt noch irgendwie auf die Beine zu bekommen, musste ich jedoch nach dem nächsten Bruch in meiner Zeltstange aufgeben. Die Idee, die kaputte Stelle mit einem Hering und Panzertape zu richten, war zunächst vielversprechend. Was ich nicht bedacht hatte: Der Hering ist nicht flexibel. Somit gab es extremen Druck auf die Stelle direkt unterhalb des Herings, woraufhin diese mit einem lauten Knackgeräusch beim Zeltaufbau zerbrach. Ich habe wohl einfach kein Glück mit Zelten.. Ich hoffe dennoch, mir in Julien, circa ein Zweitagesmarsch von hier, irgendwie an Ersatz zu kommen.
Zu meinem erneuten Glück darf ich diese Nacht mit einem anderen Hiker das Zelt teilen. Zu meinem Unglück schnarcht er so laut, dass ich gar nicht anders kann, als an diesem Blogeintrag zu schreiben. Da meine Finger taub vor Kälte sind und wir morgen zeitig raus müssen (da Wind- und Regengott zusammen einen drauf machen wollen) muss ich nun aufhören. Gute Nacht und seid auf der Hut vor den Lustmolchen. 😉








