Tag 8

Sommer, Sonne, Sonnenschein. Ja, tatsächlich: auch das gibt es in Südkalifornien! 🙂 Wer hätte das gedacht?

Nein, Spaß beiseite, ich habe gehört, wir hätten den seit Jahrzehnten nassesten Mai in Kalifornien gehabt. Ist doch super! Und das meine ich jetzt nicht ironisch. Nur dadurch konnten wir diese Farbenpracht und das viele Grün der Wüste bestaunen. Doch nun zu Heute:

Morgens bemerkte ich, dass ich deutlich zu spät aufgestanden bin. Kein Wölkchen am Himmel, dafür schon früh um acht praller Sonnenschein. Also habe ich fix meine Morgenroutine durchgezogen (eine Tasse Chlorella trinken, kurz was essen, Zähne putzen, Dehnen und allen Kram einräumen).

Ich lief heute allein los. Morgens bin ich nämlich eher der Gemütliche. In der Ruhe liegt die Kraft – ihr wisst schon. Ich hörte heute nebenher Podcasts. Ein Ohr lasse ich immer frei – Klapperschlagen machen sich nämlich häufig durch ihr Rasseln bemerkbar. Von denen gibt es viele in Kalifornien. Seit unserem letzten Gespräch (thematisch sozusagen: 101 Wege, als Wanderer auf dem PCT zu sterben) bin ich vorsichtiger denn je. Ich schüttle zum Beispiel auch früh meine Schuhe aus. Taranteln mögen solche Verstecke.

Während ich die schmalen Bergpfade entlangging, musste ich immer wieder anhalten und die Schönheit der Natur bestaunen.

Und plötzlich passierte es: ich überquerte meinen zweiten Meilenstein: 100 MEILEN! Was für ein tolles Gefühl. Ich bin noch nie zuvor in meinem Leben so viele Meilen (160 km) am Stück gelaufen. Wow. Unbeschreiblich.

Doch der Trail fordert seinen Tribut. Durch meine Blase am linken Fuß war ich (aufgrund der Schmerzen) gezwungen, mein Gewicht etwas umzuverlagern, sodass mein Knie beim Bergabgehen leider enorm beansprucht wurde und schließlich durch Überbelastung Schmerzen ausstrahlte. Die Freude hielt also nur kurz.

Ich schleppte mich dann zur Mittagszeit an eine Wasserstelle. Aus einem großen Hahn sprudelte fortlaufend Wasser. Da es nicht getestet wurde, mussten wir es vorher sterilisieren bzw. filtern. Die Sonne schien zu der Zeit schon erbarmungslos aus dem Zenit auf uns nieder. Wir blieben daher mehr im Schatten.

Je weiter wir vorankamen, desto mehr bemerkten wir, wie sich die Landschaft drastisch veränderte. Wir kamen in eine, der Wüste schon fast gerecht wirkende, Steppe. Weitläufige, staubtrockene Felder. Dürre und Hitze. Der leichte Wind sorgte für ein gewisses Maß an Erleichterung.

Und schließlich gelangten wir zum Highlight des Tages: der Eagle Rock. Dabei handelt es sich um eine natürlich entstandene Felsformation, die sehr an einen Adler erinnert, der gerade seine Schwingen ausstrecken will. Einsam und majestätisch steht er da, inmitten der kargen Einöde.

Bevor wir zu unserem angesteuerten Zeltplatz gelangten, durchquerten wir mit sehr alten Bäumen bewaldete Flussläufe. Wunderschön. Wir haben unsere Zelte an einem nahegelegenen Platz aufgeschlagen. Im Hintergrund höre ich die Hasen im Laub rascheln, die uns beim Abendessen heute zugesehen haben. Der Fluss plätschert gemächlich vor sich hin, während der Tag die Nacht begrüßt.

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