Tag 18

Aufgrund der aufkommenden Hitze, die bereits im späten Frühjahr in den Tälern Südkaliforniens richtig heftig werden kann, ging es heute richtig zeitig los. Die Wüstenebene wirkte noch verschlafen und starr, fast so, als kenne sie so etwas wie austrocknende Dürre überhaupt nicht.

Apex hatte eine nächtliche Begegnung von, sagen wir mal, besonderer Art. Sie wollte irgendetwas draußen holen, als sie plötzlich vor ihrem Zelt eine riesige Schlange sah. Sie sagte, sie hätte weder den Anfang, noch das Ende sehen können (es ging alles sehr schnell). Sie kreischte angeblich so laut, dass sie Jake weckte. Ich hörte nichts, vermutlich war ich zu fertig. Jedenfalls konnte Apex diese Nacht so gut wie nicht mehr schlafen.

Und los ging es in das Tal in Richtung Cabazon. Die Sonne schien östlich und flutete die Landschaft in warmes Licht.

Von da bin ich gekommen 🙂

Unterwegs trafen wir einen Wanderer namens ‚Red Jesus‘. Er hatte einen großen roten Bart, der ziemlich flauschig aussah. Ich konnte mir diesen super als Füllmaterial für Schlafsäcke oder Kissen vorstellen, was dann aber leider nicht mehr vegan wäre 😀

Und dann das.

Meine erste Klapperschlange. Um ein Haar hätte ich ein riesen Problem gehabt. Ich und Jake liefen etwas zusammen und quatschten ein wenig, er hinter mir. Plötzlich sagte er: „Greener, there is a snake!“ und ich wusste überhaupt nicht, was los war. Als ich es dann realisierte, war ich schon rechts an der Schlange vorbei. Ich hätte genauso gut auf sie treten können, so sehr verschmolz sie mit dem Sand. Ab diesem Ereignis scannte ich den Wüstensand vor mir förmlich ab.

Wir kamen an eine Autobahnbrücke, unter der Trail Magic stattfand. Was gibt es besseres als eisgekühltes Wasser nach einem heißen Vormittag?

Red Jesus (links) und Jake (rechts).

Wir überlegten nun, was zu tun sei. Dann kamen wir zu dem Schluss, dass wir uns einen entspannten Tag in Cabazon machen wollten. Essen kaufen, Handys bei Starbucks laden und so weiter. Doch wie sollten wir dahin kommen? Die Antwort auf diese Frage erübrigte sich bald wie von selbst. Auf der Suche nach einer guten Stelle um zu trampen, stand da plötzlich dieser Brasilianer mit seinem Wagen vor uns auf der Straße und fragte: „Hey guys, do you need a ride?“. Ich war verblüfft.

Der Mann erzählte uns mit seinem schlechten Englisch, dass er vorhätte nächstes Jahr mit einem Camper runter nach Südamerika zu fahren. Nur um des Abenteuers willen. Ein temperamentvoller Typ mit viel Herz.

Wir sind dann zu Walmart gefahren, einem Megastore in Amerika. Da gibts quasi alles. Ich habe da neben mehr Nüssen, Datteln und Haselnusscreme auch Tortillas in Übergröße für meinem übergroßen Hunger gefunden. Nun brauchte ich mir aber wirklich keine Sorgen mehr machen, dass ich unterwegs verhungern könnte. Eher würde ich an zu viel Zusatzgewicht unterwegs krepieren. ^^

Nach einem kurzen Anruf kam auch der Brasilianer zurück und brachte und zum nächsten Starbucks. Dieses Mal mit dem Van eines Freundes.

Ich entschied mich aus Kostengründen noch ein paar Meilen alleine in Richtung Mesa Wind Farm zu machen, eine Windkraftanlage an den Bergen. Dort sollte es tolle Sachen für Wanderer geben und ich war mehr als gespannt.

Je näher ich der Windkraftanlage kam, desto mehr hörte ich dieses gruselige und zugleich nervige Quietschen der sich unermüdlich drehenden Windräder. Das schreckte mich so sehr ab, dass ich mein Zelt eine Meile vor der Farm aufschlug, einfach ein Stück am Rand des Trails.

Das leise, dennoch monotone Geräusch konnte einen mit Sicherheit wahnsinnig werden lassen, wenn man sich hier nur lange genug aufhalten würde. Ich war jedoch hundemüde und somit war mir das irgendwie egal.

Ich schlief ruhig und tief ein.

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