Mein Morgen konnte nicht gemütlicher sein. Ich habe alles in meinem Tempo einpacken können, ohne dass ich mich gedrängelt hätte fühlen müssen. Ich dachte mir, daran könnte ich mich gewöhnen. Und obwohl ich Gesellschaft genieße, gibt es doch Zeiten, in denen ich lieber allein sein möchte.



Und dann erreichte ich die Mesa Wind Farm. Da gab es alles, was das Hikerherz sich nur wünschen konnte. WLAN, Dusche, WC, Wasser, Snacks, Steckdosen und so weiter. Kurz darauf kamen auch schon Jake, Apex und Arrow. Red Jesus ist uns übrigens meilenweit voraus, er verließ uns bereits gestern Mittag. Ich und Arrow gingen dann zusammen weiter. Und dann: Hitze.
Bereits früh um acht Uhr brannte die Sonne bereits so erbarmungslos auf uns herab, dass der Schweiß an mir nur so herabtropfte. Kein Wind. Ich fühlte mich, als ginge ich mit einem 20 Kilogramm schweren Rucksack durch die Sauna. Bergauf. Es wurde so schlimm, dass wir aller paar hundert Meter stoppen mussten und uns in den Schatten kleiner Büsche warfen. Die Hitze war unerträglich.



Wisst ihr, wer die Sonne dennoch liebt? Richtig, Reptilien. Wie aus dem Nichts lag da vor mir eine große Klapperschlange direkt auf dem Trail. Wie eine Absperrschranke lag sie da und versperrte uns den Weg. Also was tun? Ich hatte aus früheren Gesprächen gehört, man solle auf den Boden stampfen oder andere Vibrationen erzeugen, um die Viecher zu verscheuchen. Ich nutzte dazu meine Trekkingstöcke. Und was soll ich sagen? Es klappte hervorragend. Die Schlange fing zwar ziemlich schnell an ihre typischen Rasselgeräusche zu machen, vermutlich um uns abzuschrecken, aber sie kroch dann langsam in die nächsten Büsche und verschwand im Dickicht. Kurz darauf dann die Nächste. Es waren gerade einmal 50 Meter gewesen, da lag dieses Mal eine noch Größere vor uns. Doch sie war ziemlich relaxt und machte keine Probleme. Ich finde Schlangen dennoch auf ihre Art schön, mit ihrer ledrigen, musterhaft gefärbten Haut.

Die Hitze nahm zu. Mein Atem wurde schwer, die Beine müde und in meinem Kopf wurde es schon schwummrig. Da gab es eine vielversprechende Wasserstelle, zu der wir unbedingt für die Mittagspause hin wollten. Die Sonne stieg und stieg, wurde heißer und heißer.





Die letzten Meilen zum Wasser habe ich mich nur noch geschleppt. Es war mittlerweile so brutal heiß, dass ich nicht mehr in der Lage war, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. In meinem Kopf schwappte nur Suppe hin und her. Ich war erschöpft und müde. Meine Beine bewegten sich irgendwann wie von selbst und ich Schritt in einem tranceartigen Zustand dem kühlen Nass entgegen.
Und dann endlich: Wasser! Nach einem kurzen Aufenthalt im Schatten, sprang ich in den Fluss. Es war unbeschreiblich schön. Der Strom fühlte sich unglaublich gut an meinem Rücken an. So saß ich dann eine Weile im Wasser und habe einfach nur genossen, während der kühle Fluss um meinen Körper spülte.

Nachmittags ging es weiter. Ich dachte mir, die Sonne sei schon etwas schwächer und wandern sollte mir nicht mehr so schwer fallen. Ha! Falsch gedacht. Es war immer noch extrem warm und meine Schweißdrüsen arbeiteten wieder auf Hochtouren. Aufstieg und Hitze. Immer eine gute Kombination.




Irgendwie habe ich es dann auch noch geschafft meinen Unterarm voll in einen Kaktus zu stoßen, den ich übersehen hatte, als ich mich wegen einer Verschnaufpause hinsetzen musste. Wenn ihr jetzt denkt, ach die paar Stacheln, das ist nicht weiter schlimm: doch, ist es. Es war eines dieser Gewächse, welche mit feinsten Stacheln, dünner noch als Haare, besetzt sind. Und so hatte ich hunderte kleiner Nadeln in meinem Arm stecken. Ich und Arrow brauchten zusammen etwa eine halbe Stunde, um mich in einer schmerzhaften Prozedur weitestgehend von den Dingern zu befreien. Auf dem Bild ist das kaum zu erkennen, man kann jedoch die Irritation meiner Haut sehen. Vergleichbar sind diese Stacheln übrigens mit denen von einer Kaktusfeige. Nur irgendwie schlimmer.

Irgendwie war bei uns beiden der Tag dann auch gelaufen und wir entschieden, einfach direkt an der Stelle, etwas abseits vom Trail, zu Kampieren. Ich hatte an dem Abend nichtmal mehr Lust mein Zelt aufzubauen und so schlief ich einfach ohne Zelt unter dem wunderschönen Sternenhimmel. Schlangen und Skorpione interessierten sich diese Nacht anscheinend nicht für mich, was mir natürlich sehr gelegen kam. 🙂