Tag 22

Heute bin ich ohne Wecker aufgewacht, ich wollte einfach mal schauen, wie viel Stunden Ruhe sich mein Körper nehmen würde. Fünf Uhr morgens lag ich wach in meinem Schlafsack. Ich dachte mir: ehrlich jetzt? Aber zum Weiterschlafen war es zu spät, ich hatte mir vorgenommen bis Mittag in Big Bear zu sein. Sechzehn Kilometer bis Highway 18, an der die Meisten in die Stadt trampen.

Ich hatte früh ein paar Mücken, die sich gierig auf mich stürzten. Ihr habt mich motiviert mein Zeug schneller einzupacken, danke dafür ihr lieben Quälgeister! 🙂

Das konnte mir aber nicht meine gute Laune versauen. Während sich das goldene Sonnenlicht langsam seinen Weg durch die alten Bäume bahnte, sang ich Don’t Worry Be Happy in den Wald hinein. Ich drehte mich ab und zu um, nicht das hinter mir andere Wanderer liefen, das wäre mir dann aber super peinlich gewesen. 😀

An der letzten Wasserstelle machte ich Rast, da ich unbedingt Bergwasser mit in die Stadt nehmen wollte, ich bin einfach süchtig danach. Ich füllte also fünf Liter Wasser auf. Das Gewicht war mir dabei total egal.

Der Weg bahnte sich aus dem Wald hinaus in ein offenes und heißes Gebiet, meist völlig ohne Schatten. Hier gab es massig Insekten, geflügelte Wanzen, riesige Grillen und ein Haufen anderes Getier. Mir ist da heute wieder einmal eine Schlange über den Weg gekrochen, dieses mal keine Klapperschlange, sondern eine California Mountain Kingsnake. Sie ist allerdings ungefährlich, meinem Recherchen zufolge ahmt sie mit ihrer Färbung die hochgiftige Coral Snake nach. Ich finde die Färbung wirklich wunderschön, was meint ihr? 🙂

Pünktlich 11:30 bin ich an der Straße angekommen. Ich las auf einem Schild etwas von einer Trail Angel Familie, einem Mann und einer Frau mit ihrem Sohn, die Hiker fahren, aufnehmen, ihre Wäsche machen, ihnen Essen geben und so weiter und so fort. Ich rief direkt die Nummer an und prompt kam eine halbe Stunde später ein älterer Mann namens „Papa Smurf“ mit seinem Auto vorbei und holte mich ab. Echt, ich war gerührt. All die Leute, die das machen, ohne auch nur eine Gebühr zu verlangen. Das es so etwas heutzutage noch gibt.. 🙂

Bei denen war alles ein bisschen crazy zuhause. Drei Hunde und zwei Katzen mit einer Prise Chaos und Unordnung. Draußen haben sie Hühner, eines bricht immer aus und legt bevorzugt in ein Wandererbett im großen Außenzelt täglich ein Ei. Wie gesagt, etwas verrückt hier, aber das macht doch gerade den Reiz aus finde ich.

Ich habe unter anderem Arrow wiedergetroffen, wir tauschten untereinander ein paar Geschichten aus. Er erzählte mir, dass er sich wieder den Fuß umgeknickt hatte, dieses Mal mit einem hörbaren Knack im Gelenk. Ein paar Meilen weiter haben ihn Bienen angegriffen und er musste eine halbe Meile mit verletzten Fuß davonrennen. Soviel dazu.

Ich holte als erstes meine Pakete ab. Die neuen Schuhe fühlen sich gut an, nach den ausgelatschten Tretern, die ich die letzten 400 Kilometer durch die Landschaft geschliffen habe. Dann gab es noch ein riesen Paket von meiner Mutter. Neben ein Haufen Essen lag unter anderem eine neue Zeltstange und ein Titantopf dabei. Vielen vielen Dank dafür, hat mich sehr gefreut Mama! 🙂

Tschau

Wir machten ein kleines Feuer vor dem Haus und palaverten bis tief in die Nacht.

Hinterlasse einen Kommentar