Tag 27

4:30 morgens klingelte mein Wecker, eine Stunde später war ich fertig und es ging los. Ich wollte mal zeitig starten und sehen, wohin mich der Tag bringen würde. Morgenstund hat Gold im Mund wie es so schön heißt.

Dann erreichte ich die berühmten Hot Springs. Dabei handelt es sich um magmatisch erwärmtes Wasser, was aus einer natürlichen Quelle entspringt und munter den Felsen hinabfließt. Man hat darunter Becken aus Steinen gebaut, um Warmwasser-Pools zu kreieren. Ich las etwas über Bakterien und man solle bloß nicht mit offenen Wunden reingehen oder seinen Kopf untertauchen. Zuerst dachte ich, es würde nicht schaden bloß die Füße ins Wasser zu stecken. Die natürliche Wärme am frühen Morgen war so überwältigend und unerwartet, dass es nicht mehr lange dauerte, da ging ich ganz rein. Es war so so so entspannend, das kann man sich nicht vorstellen. Und ich hatte einen ganzen Pool für mich allein.

Dann ging das Brutzeln wieder los. Ich hatte mir etwas zu viel Zeit in den Quellen gelassen, denn die Sonne hatte sich ihren Weg schon hoch über die Berge gebahnt und hitzte alles unter sich richtig auf.

Ich hatte kaum noch Wasser, aufgrund der Wärme stieg mein Verbrauch auf ein Maximum an. Ich gelangte an diesen Fluss. Eine romantisch gebogene Brücke überspannte ihn. Ich ging auf die andere Seite, weil ich dachte, dass ich da irgendwie an das kühle Nass gelangen würde. One way or another.

Das Ganze funktionierte dann nicht so ganz, wie ich mir das dachte. Ich stolperte, kletterte und sprang durch eine nahezu undurchdringliche Vegetation. Es war nicht wirklich möglich. Mir war heiß, ich schwitzte am ganzen Leib und brauchte dringend etwas zu Trinken. Ich ging zurück zur Brücke.

Auf der anderen Seite, woher ich gekommen bin, gab es jedoch einen steilen Weg nach unten und einen kleinen Sandstrand mit leichtem Zugang zum Fluss. Dort setzte ich mich in den Schatten und musste erst einmal durchatmen.

Sonnenenergie

Während die Sonne weiterhin ihre Hitze liebevoll über das Land verteilte, führte mich der PCT langsam aus den Canyons heraus. Ich traf unterwegs ein paar Leute. Sie warnten mich vor der Mojave Wüste und die außerordentlich große Gefahr der Überhitzung. Ich dachte mir, ja ich würde eben Nachtwandern integrieren und somit der größten Hitze entfliehen. Ich sollte wahrscheinlich erst nach Wrightwood irgendwann in die heißesten Wüstenabschnitte kommen.

Ich kam an einen breiten, kühlen Fluss. Hunde spielten in dem Wasser. Bevor ich den Fluss durchquerte, hielten ein paar Leute die Hunde zurück. Das Wasser reichte mir bis zur Hüfte. Dieses mal achtete ich penibel auf meine Elektronik.

Es wurde heißer und heißer. Irgendwann konnte ich nicht mehr und musste ein paar Stunden Mittagspause einlegen. Ich fand einen Baum, der genug Schatten spendete und legte mich darunter. Ich aß und ruhte mich aus. Die Hitze kann einen fertig machen. Man muss wirklich wahnsinnig aufpassen, keinen Hitzschlag zu bekommen.

Nein danke, ich nehme das nächste Wasser.

Plötzlich nagten Gefühle der Einsamkeit an mir. Ich wanderte schon eine Zeit lang allein. Immer nur für sich zu sein kann schön sein, manchmal habe ich jedoch auch gerne Menschen um mich herum. Ich war deshalb so froh, an der nächsten Wasserstelle auf drei Wanderer zu treffen. Zwei Männer und eine Frau. „Backtoback“ und „Ohyeah“ stellten sich als Geschwister heraus. Das fand ich mega stark, dass die zwei zusammen den Trail machten. Ich wanderte danach mit ihnen, den ganzen Weg zum Silverwood Lake. Die Landschaft wurde immer schöner und schöner.

Backtoback (links) und OhYeah (Mitte)

Dann diese merkwürdigen, riesigen Rohre. Sie rosteten da in der Landschaft vor sich hin. Ich vermutete, es wären alte Wasserrohre.

Silverwood Lake am Abend. Was für eine wunderschöne Stimmung. Nur um zu sehen, wie die Abendsonne die Berge in rotes Licht tauchte, war alle meine Schmerzen in den Füßen wert. Ich war mega fertig von dem 20 Meilen Tag. Jeder Schritt schmerzte nur noch. Wir gelangten zu einem schönen Platz am Wasser. Der Mond schien hell heute Nacht. Er tauchte den Sandstrand in weißes Licht, an dem ich mein Zelt aufbaute.

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