Wie viel Aufstieg kann ein Mensch ertragen? Vermutlich eine ganze Menge. Wieviel will er ertragen? Das ist eine ganz andere Geschichte. Heute ging es nur bergauf, wirklich, von früh morgens bis abends habe ich Höhenmeter gemacht. Ich habe versucht den schwierigen Abschnitt möglichst komplett an einem Tag abzuschließen. Ich war nicht mehr weit von Wrightwood entfernt. 1400 Höhenmeter erwarteten mich.


Der Morgen war eher kühler Natur. Die ersten schwachen Strahlen reflektierten in einer massiven Wolkenschicht, die sich auf unseren Zeltplatz zubewegte. Eine schier undurchdringliche Mauer aus weißer Watte. Sie hüllte uns ein und brachte eine regelrecht nasskalte Feuchtigkeit mit sich. Als die Sonne ihren Weg über die ersten Bergkuppen schaffte, lockerte sich der Dunst auf.

Was kann einen ganzen Tag Anstieg denn noch so alles versüßen? Ja genau, kein Wasser für 27 Kilometer. Glücklicherweise gibt es Trail Angel, die an uns denken. So gab es kurz vor dem richtigen Anstieg eine Stelle mit einer Menge Wasserkanistern, mit denen man seinen Vorrat auffüllen konnte. Ich hatte Angst, mir könnte unterwegs das kostbare Gut ausgehen, also habe ich einen halben Liter getrunken und sechs Liter mitgenommen. Mit diesem recht ordentlichen Zusatzgewicht beladen, konnte ich in Richtung Wrightwood aufbrechen.

Der dichte Schleier hüllte mich während des Aufsteigens erneut ein. Die Luftfeuchtigkeit und Wärme stiegen gleichermaßen und mein Rucksack drückte mich förmlich in die Erde. Ich fühlte mich zu heiß, zu schwer und ich wusste, ich würde heute nichts Anderes tun, als nach Oben zu gehen. Ich badete im Schweiß. Ich musste immer wieder anhalten und mehr Wasser trinken, um wenigstens ein wenig Gewicht zu reduzieren.


Und dann kam die Belohnung für meine Mühen. Endlose Weiten erstreckten sich vor mir, ich durchbrach die Wolkendecke und blickte auf ein weißes Meer. Unter mir eine Schicht aus Wolken, über mir der tiefblaue Himmel.



Der Weg machte keine Pause von dem Anstieg. Eine langsame und qualvolle Folter. Gehen zwölf Uhr wurde die Sonne ganz ordentlich. Ich traf auf Nathan und wir wollten zusammen irgendwo ausruhen.
Also machten wir eine Mittagspause, in der ich mein Zelt und meinen Schlafsack unter der Sonne zum Trocknen ausbreiten konnte. Ich war an diesem Punkt schon komplett alle. Meine Reserven waren verbraucht. Doch es half alles nichts. Es musste weitergehen. Durch die Hitze den Berg hinauf.




Kurz vor dem Ende der heutigen Reise kam nochmal ein richtig steiler Abschnitt, der mir die Luft wegbleiben ließ. Ich keuchte und stöhnte. Doch letztendlich erreichte ich Guffy Camp Ground, einen großen Zeltplatz mit Aussichten, von denen man sonst nur träumen kann.

