Der erste Monat auf dem PCT. Wahnsinn, was für ein überwältigendes Gefühl. Jetzt musste nur noch eine Lösung für den Kuchen her. Wie schleppt man einen Schoko-Bananenkuchen 16 Kilometer auf dem PCT mit sich, ohne diesen dabei so zu zermatschen, dass man am Ende nur noch einen Brei übrig hat? Die Antwort: eine Pappschachtel, die wir zugeklebt haben.Der Kuchen musste auch angemessen vor der Sonne geschützt werden.

Dann galt es noch gewissen Erledigungen nachzugehen. Ich hatte meine grüne Jacke, die ich seit Mount Laguna mit mir herumschleppte, gründlich satt. Ich erwartete, dass es nicht mehr so kalt werden würde, bis ich das Hochgebirge erreichen sollte. Also schickte ich sie per Post in Richtung Sierra Nevada, wo ich sie auf alle Fälle brauchen werde. Inspiriert durch Nathan bin ich dann mein schweres blaues Tarp, welches ich sonst nur als Zeltunterlage nutzte, losgeworden und habe es durch eine dünne und wesentlich leichtere Rettungsdecke ersetzt. Außerdem kaufte ich mir einen Moskitoüberzug für den Hut, da ich hörte, dass es diesbezüglich schlimm werden kann in den kommenden Abschnitten. Ich brauchte noch zwei Liter Wasser und war dann abfahrbereit.Wir fuhren mit Leroys rotem Auto, einem Oldtimer aus den 50er Jahren, zum Trail. Drei, einschließlich meiner Wenigkeit, hinten und zwei vorn. Während der Fahrt hörten wir in den Kurven immer wieder ein lautes Schleifen und Quietschen. Irgendwann bemerkte Nathan, dass durch die ungleiche Gewichtsverteilung im Laderaum Hitze durch die Reibung von Gummireifen auf Metall entstand, die schließlich einen Riemen an seinem Rucksack schmolz. Er meinte, es sei nicht weiter schlimm. Dann kamen wir auch schon am Trail an. Kate fuhr wieder mit zurück, sie brauchte noch einen Tag Erholung.

Zu viert ging es dann los. Da der Kuchen einiges wog, teilten wir die Last auf. Jeder sollte das gute Stück zweieinhalb Meilen tragen, bevor der Kuchen weitergegeben wurde. Die Ehre anzufangen galt mir. Zu meiner Erleichterung hatte ich den einfachsten Teil der zehn Meilen erwischt. Wir hatten vor den Kuchen oben auf der Spitze des Mount Baden-Powell zu essen. Bis dahin war es ein beschwerlicher Weg.






Wir bestiegen den Berg. Für über dreieinhalb Meilen kämpften wir uns einen steilen Gebirgspfad nach oben. Der Trail führte uns auf über 9400 Fuß, die Aussicht da oben übertraf alles Bisherige um Längen. Uralte Bäume wuchsen da, knorrig und urig wanden sie sich, beeinflusst durch raue Winde und extreme Temperaturunterschiede. Ich vermutete, dass sie nur Schmelzwasser zum Überleben nutzen konnten, sobald die Temperaturen im späten Frühling über den Gefrierpunkt stiegen. Einer von ihnen schien älter als die Zeit selbst, jedenfalls mit Sicherheit älter als menschliche Zeitrechnung.






Dann feierten wir in kleiner Runde unser einmonates Jubiläum und teilten den Kuchen durch vier. Davor pustete ich die eine entzündete Kerze aus und wünschte mir etwas. Jeder bekam ein Stück. Er schmeckte so gut, dass ich am liebsten das Ganze Teil gegessen hätte 🙂

Nach einer gewissen Zeit liefen ich und Nathan zusammen weiter. Wir machten nicht weit von dem Gipfel Halt und ich schlug mein Zelt in dichtem Nadelwald auf. Dann aßen wir gemeinsam und genossen den Sonnenuntergang. Blutrot ergossen sich die letzten Lichtstrahlen des Tages über dem Horizont des wilden Westens Amerikas.

Hallo Joschka, deine Berichte sind der Wahnsinn. Was du alles erlebst!!!!! Und deine Motivation, auch unter so schwierigen Bedingungen durchzuhalten und weiterzugehen. Ich habe riesige Hochachtung vor deiner Leistung. Pass bitte gut auf dich auf. Die Mama von Louisa
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