Der Morgen zog kühl mit einer Prise Wolken ins Land. Die Temperaturen lagen weit unter meinen Erwartungen, die ich von einer Wüste hatte. Doch ich war in so einer Art Schneise, in der die Luft eisig durchzog. Mit der Zeit lockerte sich das Wetter etwas auf. Ich dachte zunächst, dass meine Schmerzen zu stark wären, um weiter zu wandern. Doch ich hatte auch nicht vor, hier zu warten, bis mir das Essen ausgehen sollte. Anfangs ging ich nur ganz langsam los, mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Schmerzen an meinen Füßen und konnte etwas schneller gehen.






Ich schaffte es bis zum KOA, einem gebührenpflichtigen Zeltplatz mit Dusche, WC und einem kleinen überteuerten Laden. Ich sah davor diese seltsamen, kleinen Figuren, die jemand direkt neben dem Trail aufstellte. Sie starrten einen mit ihren eindringlichen Fratzen an. Irgendwie verrückt und etwas unheimlich.




Später hat es auch noch Kate zum KOA geschafft. Sie konnte aufholen, da ich mir einen halben Tag freinahm, um meine Füße noch etwas mehr zu schonen. Ich musste heute viel Nachdenken. Ich teilte eine Menge mit ihr und wir sprachen über vieles, was uns gerade bewegte. Es stellte sich heraus, dass sie Anwältin ist und mittlerweile über dreißig Jahre zählt. Für mich sah sie aus wie Mitte zwanzig. So kann man sich täuschen, dachte ich mir. Sie sei gerade über eine Trennung hinweg und hatte ihren alten Job an den Nagel gehängt. Jetzt wandert sie den PCT. Ich hatte echt Respekt vor dieser Umstellung. So vergingen Stunden in Gesprächen und Erzählungen. Es tat so gut, sich alles von der Seele zu reden und ich fühlte mich verstanden. Danke Kate 🙂
Wir machten uns aus, morgen noch zusammen die zehn Meilen bis Agua Dulce zu laufen. Leider würde sie den Teil danach bis kurz vor die Sierras überspringen, da sie diesen Abschnitt bereits zuvor lief. Vielleicht sehe ich sie nie wieder. Aber man trifft sich doch angeblich immer zweimal im Leben, oder?
Es führte eine Zugstrecke durch die Schlucht. Ich hoffte, dass nachts kein Zug fahren würde, da jedes mal, wenn der er angerollt kam, die laute Pfeife ertönte. Früh um drei Uhr wurde ich brutal aus dem Schlaf gerissen. Eine Sekunde dachte ich, ich wäre auf den Gleisen, da der Zug so laut war. Entnervt versuchte ich wieder einzuschlafen. Züge…