Mein Schlaf war diese Nacht sehr unruhig. Ich wachte immer wieder auf, da mich der helle Mond wieder und wieder aufweckte. Ja tatsächlich, das Mondlicht flutete das Land förmlich mit weißlichem Licht. Ich bin mir nicht zu einhundertprozent sicher, ob ich nachts einen Berglöwen gehört habe, oder ob ich das träumte. Jedenfalls schreckte ich mitten in der Nacht plötzlich hoch und sah mich panisch nach allen Seiten um. Traum und Realität sind manchmal nur schwer voneinander zu unterscheiden.

Der Morgen war fantastisch. Doch die aufsteigende Sonne fing bereits früh zeitig an, uns so richtig Feuer unter den Hintern zu machen. Nathan spurtete schon mal los. Ich brauchte mal wieder etwas länger. Ein Luxus, den ich mir immer seltener werde leisten können. Je später man in der Wüste startet, desto mehr muss man in der großen Hitze wandern.Die nächste Station war die Millcreek Fire Station. Ich dachte schon, Nathan sei nicht mehr da, es stellte sich jedoch heraus, dass er die ganze Zeit desorientiert durch die Gegend marschierte. Etwas später kam plötzlich eine Frau mit ihrem Wagen vorgefahren. Es handelte sich um Mary, einen Trailangel. Sie brachte etwas zu essen mit. Sie meinte, dass sie hier in so später Saison kaum noch Leute erwartete. Aber sie hatte noch etwas Zeug da. Für mich gab es Instant Reis. Ich merkte erst später, dass mein Magen dieses Zeug nicht verträgt. Er beschwerte sich jedenfalls den ganzen restlichen Tag über. Trotzdem war das eine tolle Geste von ihr. Sie hätte uns sogar noch Sachen eingekauft und uns gebracht, doch da die Sonne schon so hoch am Himmel stand, wollten wir schnell weiter.

Ich bin heute mehr als 34 Kilometer gewandert. Wir sahen da nämlich einen Zeltplatz auf der App, der vielversprechend wirkte. Die folgenden Aussichten waren mal wieder atemberaubend schön. Ich fand es faszinierend, wie deutlich die Schatten die Umrisse der Berge herborhoben.










Die letzte Meile hatte ich extreme Schmerzen an den Füßen. Ich konnte die neu entstandenen Blasen schon richtig fühlen. Doch es half alles nichts. Durch solche Sachen muss man dann einfach durch. Als ich dann endlich den Zeltplatz erreichte, erwartete mich ein feucht kaltes Wetter mit einem scharfen Wind. Ich aß in Rekordgeschwindigkeit mein Essen auf und legte mich völlig übermüdet und erschöpft ins Bett. Mir tat Nathan etwas leid, weil er kein Zelt dabei hatte. Doch er wickelte sich in seine Rettungsdecke ein und meinte, es sei so in Ordnung. Ich bot ihm noch an, er könne in Notfall mit in meinem Zelt schlafen. Doch die Nacht blieb zum Glück regenfrei.
