Tag 39

Ich hatte einen wundervollen Start in den Morgen. Die Luft war angenehm frisch und kühl. Ich hatte auch einen ausgesprochen erholsamen Schlaf, so ganz allein in der Wildnis. Ich stand kurz nach Sonnenaufgang oben auf meinem Hügel, schaute auf den Trail herab und atmete tief durch. Dann ging es los.

Meine gute Laune wurde schnell auf die Probe gestellt. Immer wenn ich versuchte anzuhalten, um eine kurze Pause einzulegen, kamen diese grüngefärbten Bremsen aus ihren Verstecken und jagten mich. Es kümmerte sie wenig, ob ich mich bewegte, selbst Fuchteln mit meinen Wanderstöcken half nicht. Immer wieder wurde ich gebissen. Daher konnte ich nur eine einzige Pause einlegen, in der ich gezwungen war, meinen Wasservorrat aufzufüllen. Glücklicherweise waren es nur acht Meilen bis Green Valley, einem winzigen Ort mit einem Kiosk, einer Tankstelle, ein paar Häusern und einem Trailangel.

Und dann passierte mir etwas Unvorhergesehenes. Ausgerechnet das erste Mal, als ich entschied, meine Musik mit beiden Ohren zu hören, statt nur mit einem, rannte ich in einen Schwarm Bienen. Ich konnte aufgrund der Musik nichts hören. Ich stoppte ausgerechnet an einer Felswand, an der ein Gecko saß. Und das Bienenvolk schwirrte. Dann griff mich eine von ihnen an. Sie flog auf mich zu und verfing sich in meinen Haaren. Das Summgeräusch durchdrang meinen ganzen Kopf und hallte in meinen Ohren wider, während sich das Tier versuchte zu befreien. Es war so laut, dass ich dachte, dass mich ein ganzer Schwarm Bienen angegriffen hatte. Ich rannte los. Kurz darauf stoppte ich, da das Geräusch nicht verschwand. Aufgrund der Panik schmiss ich meine Kamera mit offenem Objektiv in den Sand. Die Biene konnte ich entfernen. Der Kamera geht’s gut, sie hat den Sturz überlebt. Es sind ein paar Sandkörnchen in das Getriebe gekommen. Mir geht es auch gut, bei der Biene bin ich mir nicht ganz sicher. Es ging alles so schnell.

Nach diesem Ereignis erreichte ich endlich Green Valley. Ich versuchte für geschlagene dreißig oder vierzig Minuten zu trampen. Kurz bevor ich aufgeben wollte, stoppte ein Wagen mit zwei netten Herren. Sie fragten wohin des Weges und kurz darauf saß ich schon vorn im Auto und sie brachten mich nach Green Valley bis vor den kleinen Markt.

Ich kaufte etwas Frisches und loggte mich in das verfügbare WLAN ein, da es hier unten gar kein Netz gab. Tote Hose. Ich traf plötzlich auf die Beiden aus Quebec. Wir freuten uns und sie erzählten mir, dass sie heute den nationalen Unabhängigkeitstag feiern wollten. Dazu hatten sie ein paar eiskalte Bierdosen gekauft. Sie gaben mir eine. Ich lehnte zunächst dankend ab. Doch ich hatte wahnsinnigen Durst und mir war so heiß. Also trank ich dann doch eines. Nach zehn Minuten fühlte ich mich richtig schwammig im Kopf und bereute es augenblicklich. Ich trank dann eine Menge Wasser, um den Alkohol auszuschwemmen. Ich muss dazu sagen, dass ich echt nichts gewöhnt bin, was ich in meinem Fall gut finde.

Ich überlegte, wie ich von nun an fortfahren sollte. Nach einer tollen und langen Mittagspause unter dem Schatten eines kleinen Baumes machte ich mich auf zu diesem Trail Angel, der hier hausen sollte. Zum Casa de Luna. Und was mich erwartete, konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Es handelte sich um eine, vorsichtig ausgedrückt, etwas korpulentere Frau. Sie hatte ich Vofgarten (vor dem Haus) zwei Zelte mit mega alten Sesseln und Couchen aufgestellt. Es gab überall bunt bemalte Steine, kreative Hinterlassenschaften vorheriger Hiker.

Hinter dieser Plane gab es einen riesigen Kühlschrank, Waschmaschinen und einen Tisch, um die Essensvorräte nachts vor den unzähligen Eichhörnchen zu schützen, die hier leben.

Dann baute ich mein Zelt hinten im Wald auf. Dort konnte man sich leicht verirren. Die Unzahl kleiner, schmaler Pfade konnten einen schon echt verwirren. Das nächste mal, als ich zu meinem Zelt wollte, musste ich schon etwas suchen.

Abends gab es Essen. Chips mit Gemüse, Bohnen und Tomaten. Dazu etwas Schärfe. Es gab die Regel, dass keiner den Teller über die Töpfe halten durfte, da es sonst passieren konnte, dass Essen vermischt würde. Wer das nicht beachtete, bekam direkt eine auf den Hintern. Ich hatte gerade mit jemanden gesprochen, als das erklärt wurde. Ich war dann eins der Opfer, die von dem Holz getroffen wurden. ^^

Als letztes gab es noch eine Art Spiel. Es ging darum, sich das originale PCT 2019 Bandana zu verdienen. Dazu musste man zu einer Musik eine Tanzeinlage hinlegen. Die Frau saß auf dem Stuhl und hielt die Bandanas in der Hand. Dann sollte man cirka zehn Meter zu einem Popsong tanzend zurücklegen, damit man das Bandana bekam. Ich improvisierte ein bisschen und machte einen auf Micheal Jackson mit meinem weißen Hut. Ich glaube, das sah richtig peinlich aus, aber ich bekam das Stück Stoff. Also alles gut. 🙂

Dann wurde noch viel geredet und ich holte mir als Krönung des Tages mit Jason (der heute zu uns stieß) im Laden das beste Kokoswasser, was ich jemals getrunken habe. Der halbe Liter war innerhalb von dreißig Sekunden in meinem Magen. 😀

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