Kurz vor sechs Uhr bin ich zusammen mit Jason an diesem kühlen Morgen losgegangen. Davor gab es noch ein obligatorisches Gruppenfoto (das ich leider nicht habe..). Alle standen daher vor einem weißen Laken, welches mit Sprüchen und den Namen der Wanderer vollgeschrieben war. In der Mitte prangte ein großes ‚PCT 2019‘ Logo. Kurz bevor Terry Anderson (die Trailangel-Frau) den Auslöser drückte, zog sie vor uns allen die Hose runter und präsentierte uns ihren weißen und faltigen Hintern. Die Gruppe brach in Gelächter aus und so entstand das Bild. Da ich wenigstens noch ein Foto für mich wollte, machte ich noch eines mit Jason.

Das Wetter machte wieder einen auf seltsam. Die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch und der frühe Morgen produzierte dichte Nebelschwaden. Zwei Krähen saßen auf einer Überlandleitung und starrten nach unten. Die Szene hätte aus einem Film stammen können.


Wir versuchten zu trampen und probierten es an verschiedenen Stellen. Als ich mehr als zwanzig Minuten an einer Straße stand und mich gefühlt einhundert Autos passierten ohne mich mitzunehmen, ging ich frustriert zur Tankstelle nebenan und sprach die Leute direkt an. Nach dem dritten Versuch probierte ich es mit meinem Charme bei einer Frau, diesmal mit Erfolg. 😉
Sie nahm mich mit und ließ mich in der Nähe des Trails aussteigen. Unterwegs sah ich Jason, er hatte anscheinend kein Glück gehabt und lief die Strecke einfach. Es gab leider keine Möglichkeit mitten auf der viel befahrenen Straße anzuhalten. Wir trafen uns in der Nähe einer Feuerwehrstelle und nachdem er seine Wasservorräte aufgefüllt hatte, gingen wir los. Davor machte ich selbstverständlich noch zehn Liegestütze mit meinem Rucksack, um meine Muskulatur vor dem Abbau zu schützen.

Während wir den Berg aufstiegen, fiel das Licht engelsgleich in die Schlucht und machte eine wahnsinnig schöne Stimmung. Es zogen bald ein paar Wolken auf, die die größte Hitze der Sonne reflektierten und uns kühlere Luft bescherten. Wir waren so dankbar.



Und dann kamen sie wieder. Bremsen. Und diesmal viele. Wir wurden regelrecht umschwärmt, als wir unserem Weg weiter durch die Büsche folgten. Wir mussten einfach weiterlaufen, Pausen waren nicht drin. Die Biester bissen uns immer wieder und ich musste mir mein Hutnetz aufsetzen, um wenigstens im Gesicht verschont zu bleiben. Die Tiere verstecken sich tagsüber in den grünen Büschen und warteten regelrecht auf uns wandelnde Blutsäcke. Frisch und prall gefüllt mit rotem Saft.

Nach einer Straßenüberquerung verlief der Trail steil nach oben. Bremsen gab es hier keine mehr, die Landschaft war zu trocken. Doch es gab eine kleine Quelle mit wohlschmeckendem Wasser. Und Höhlen. Ich sah cirka drei Stück in den Felswänden direkt am Weg. Wie ich später erfuhr, seien die Höhlen ehemalige Minen. Wir wollten aber nicht näher nachsehen, da wir befürchteten, ein Bär könnte in einem dieser Löcher schlafen.






Die Mittagspause verbrachten wir an einem alten, heruntergekommenen Pfadfinderlager. Wir freuten uns dennoch über den Tisch samt Bänken unter Schatten spendenden Bäumen. Dort aßen wir gemütlich unser Mittagessen und hörten nebenbei etwas Johnny Cash. Die Musik passte tatsächlich sehr gut zu unserer Stimmung. Zwei Wilde, rastlos und immer unterwegs.

Als wir schließlich weitergingen, ließen wir den schattigen Wald hinter uns und kamen wieder in wüstenartige Gefilde. Da lag mal wieder eine Schlange vor uns auf dem Trail, dieses Mal eine ungiftige, dennoch war sie recht groß und schön anzusehen. Wir blieben einen Moment vor ihr stehen und beobachteten fasziniert, wie sie sich bewegte und langsam in die Büsche kroch. Schlangen gehören zu meinen Lieblingstieren hier draußen.








Es wurde langsam finster, als der Tag gemächlich dem Abend wich. Nach rund zwanzig Meilen suchten wir einen Zeltplatz auf. Es gab Wasser, doch dieses war nur über einen beschwerlichen Umweg zu erreichen. Die bräunliche Flüssigkeit lagerte in einer Zisterne, aus der man sich über einen großen Deckel heraus bedienen konnte. Ich holte mir zwei Liter heraus und sterilisierte das Ganze unten am Platz.
Ich hörte, dass es hier einen Bären geben sollte, der angeblich keine Angst vor Menschen hätte. Daher baute ich mein Zelt auf, um wenigsten nachts ein Auge zuzubekommen. Wir hatten geplant am darauffolgenden Tag sehr früh zu starten, um der großen Hitze zu entfliehen. Vier oder fünf Stunden Schlaf warteten auf mich und ich warf mich völlig fertig in meinen Schlafsack.