Ich war mir noch unsicher, was ich heute tun sollte. Einerseits stand da diese riesige Reise vor mir, noch über eintausend Meilen durch ein wildes, wunderschönes Land. Andererseits fühlte ich mich heute chronisch müde und ausgelaugt. Ich schleppte mich regelrecht zum Frühstück in die Küche. Minimalistisch heute morgen: Haferflocken mit Zimt und Bananen. Einfach, aber unschlagbar. Vielleicht etwas zu viel Zucker, aber hey, es ist schon schwer genug vegan auf dem Trail zu bleiben. 😉
Ich entschied mich einfach noch eine Nacht hier zu verbringen, auch wenn mich mein schlechtes Gewissen ermahnte, dass ich gefälligst wandern sollte. Jendenfalls: wenn ich überhaupt noch eine Chance hatte rechtzeitig nach Kanada zu kommen, bevor die Schneestürme im Oktober kämen. Doch man muss auf seinen Körper hören, denn er ist das Werkzeug, dass einen voran bringt. Ich nahm mir fest vor, dass ich morgen zurück zum Trail gehen würde.
Meine größte Aufgabe des Tages: Einkaufen. Ich brauchte Essen für die nächste Woche. Neun Tage Wildnis standen vor mir. Viele sagten, dass die kommenden Pässe verdammt gefährlich wären. Viel Schnee, der das Wandern zu einer echten Herausforderung machte, sowohl körperlich, wie auch mental. Der Kopf entscheidet sowieso zu über 90% denke ich. Und den Abschnitt überspringen wollte ich auch nicht, wie dies einige vor mir bereits taten. Ich fuhr also mit einem dieser witzigen Stadträder, die das Hostel jedem Gast kostenfrei zur Verfügung stellte, zum nächsten Supermarkt. Dieser war prächtig gefüllt mit vielen tollen Produkten. Viele vegane Dinge, darunter biologisch angebaute frische Lebensmittel und allerlei exotischer Produkte. Und so bezahlte ich letztendlich 180 Dollar für meinen Einkauf. Das haute mich fast vom Hocker, dafür hatte ich eine ordentliche Ration. Essen hält die Moral beim Wandern. Das ist äußerst wichtig, da man ansonsten schnell sehr frustriert werden kann. Und gerade der kommende Abschnitt würde es wohl echt in sich haben. Also lieber auf Nummer sicher gehen.
Ich ahnte schon wieder, dass mich das Gewicht erdrücken würde, sollte ich erstmal zum Trail kommen. Ich bereitete mich den Rest des Tages intensiv, wenn auch schwergängig, auf meine bevorstehende Etappe vor. Am Ende war ich wieder völlig kaputt. Meine vorerst letzte Nacht unter einem schützenden Dach. Die örtlichen Gegebenheiten erlaubten es übrigens nicht wirklich auf dem Boden zu schlafen, wie ich es sonst bevorzugte. Doch die Matratzen waren nicht zu weich und so war es kein Problem für mich. Der Schlaf packte und zerrte mich in das Land der Träume.
Ich frage mich gerade, warum ich um alles in der Welt keine Bilder gemacht habe… Naja, etwas Training für die Vorstellungskraft! 🙂