Tag 66

Wir schliefen heute aus, die Strapazen von gestern lagen uns nämlich noch in den Knochen. Der viele Schnee verlangte nun seinen Tribut. Doch es tat gut später aufzustehen. Die Sonne kam schon über dem Berg hervor und heizte die Umgebung auf, als wir kurz vor neun Uhr unser Zeug einpackten.

Wir liefen an zahlreichen Seen vorbei, die in ihrer eisigen Schönheit in der Landschaft dalagen. Saftig grüne Wiesen erstreckten sich an unserem Weg in Richtung Norden. Wir verloren rasch an Höhe und fanden uns schließlich in einem Wald wieder, in dem die Mücken zu regieren schienen. Sie fielen zahlreich über uns her.




Dave hatte wichtige Dinge zu klären und hegte die Hoffnung ein Satellitentelefon eines Rangers nutzen zu können. Zu seinem Glück waren zwei von denen in dem Haus, auf das wir im Wald stießen. Und er durfte sogar das Telefon benutzen, dass wie ein übergroßes Handy von vor Jahrzehnten aussah. Er bedankte sich und ging zu einer Stelle in der Nähe eines Flusses für besseren Empfang. Ich wartete derweil an dem Haus. Die Mücken waren echt schlimm, doch ich schützte mich mit einer Jacke und meinem Mückennetz gegen sie. Garstige Biester. Ich wunderte mich allmählich, wo denn Zero abblieb. Er war vorausgegangen, aber irgendwie nie hier angekommen. Nach etwa einer halben Stunde lief er an dem Haus vorbei, sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Kein Wunder also, dass er uns verfehlte. Er erzählte uns anschließend, dass er immer wieder vor und zurück gelaufen ist. Extra Meilen. Er war echt aufgelöst deswegen. Das Haus war auch nicht mit einem Schild am Trail gekennzeichnet worden.



Wir gelangten dann zum Evolution Creek, einem riesigen Fluss, der an manchen Stellen auch echt tief war. Ihn zu durchqueren war schon eine Herausforderung. Er floss zwar gemächlich dahin, die Tiefe überschritt jedoch alle meine bisherigen Erfahrungen. Ich musste aufpassen, dass ich nicht ausversehen in eine zu tiefe Stelle lief. Das Wasser reichte mir so schon bis zum Bauch.


Es ging daraufhin steil in dichteren Wald hinunter. Wir passierten ein Schild mit der Aufschrift ‚John Muir Wilderness‘. Der Trail führte seitlich an einem reißenden Fluss entlang. Irgendwann war bei mir die Luft für heute einfach raus und ich wollte nur noch schlafen. Die Meilen zogen sich schleppend an mir vorüber und ich hatte das Gefühl, dass die Zeit wesentlich langsamer verging, wenn ich mich darauf konzentrierte. Ein paar Brücken erleichterten uns das Überqueren von großen Flüssen.






Gegen Abend nahmen wir einen kleinen Umweg, um zur MTR (Muir Trail Ranch) zu kommen. Dort hatte Dave und ein Kumpel von ihm ein Paket mit Essen hingeschickt. Besagter Kumpel war jedoch vorzeitig an Höhenkrankheit erkrankt und musste den Trail verlassen. Daher hatte er nun Essen für Zwei. Die besonderen Umstände erlaubten nur einen Posttransport zu Pferde. Daher war sein Essen in einem großen Eimer. Wir holten sein Zeug ab und gingen einen steinigen Weg zurück nach oben, wo wir unsere Zelte aufschlugen.




Dave gab Zero und mir einiges an Snacks und anderem ab. Für mich gab es etwas weniger, da ich ja pflanzlich orientiert bin. Doch der Freund von ihm hatte „vegane Rohkost Powersticks“ (Umschreibung nicht rechtskräftig) geschickt. Ich freute mich natürlich sehr und war schon auf den Geschmack gespannt. 🙂

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