Tag 70

Wir hatten ausnahmsweise heute mal einen sehr zeitigen Start. Bereits früh um Sechs liefen wir los und spurteten regelrecht den Berg hinunter. Wir wollten einfach die meisten Meilen am Vormittag machen, da sich die Gewitter in den Sierras für gewöhnlich gegen Nachmittag bildeten. Wir hatten ja keine Ahnung, wie sehr das für heute zutreffen würde.

Dave hatte von nun an den Auftrag Bilder für mich zu schießen. Er tat das zwar ohnehin schon, doch jetzt hatte er einen Anreiz mehr. 😉

Wir erklommen eine Art Kamm, der sich von der Steigung her wie ein Pass anfühlte, jedoch keiner war. Ich war in einer Art Sportmodus, denn als ich oben ankam, musste ich bestimmt eine halbe Stunde auf die Anderen warten. Ich machte mit Dave weiter, denn Zero wollte hier stoppen, um etwas zu essen. Wir sagten ihm, dass wir ihn einfach später wieder treffen würden. Es kam jedoch etwas anders.

Unsere Mittagspause kürzten wir auf mein Drängen hin drastisch ab. Die Wolken begannen sich schon wieder aufzutürmen und ich wusste sofort, was los war. Dave hingegen behauptete, dass es heute nicht einmal regnen würde, davon war ich jedoch alles andere als überzeugt. Die Erfahrung lehrte mich etwas Anderes.

Als wir bereits eine gewisse Höhe erreichten, donnerte es. Der einsetzende leichte Nieselregen war nicht weiter schlimm. Das nahende Gewitter versetzte mich jedoch ein wenig in Panik. Wir waren immernoch über 10.000 Fuß. Zum Glück ging es langsam bergab. Wir machten Meile um Meile und lagen super in der Zeit. Während der Donner weiterhin bedrohlich vor sich hin grummelte, erreichte ich meine neunhundert Meilen. Einmal wurde es sogar ausgeschrieben. Nur noch einhundert mehr bis zu meiner Eintausend!

Kurz bevor wir unseren Zeltplatz erreichten, fing es an zu nieseln. Der Nieselregen entwickelte sich zu einem Landregen und als wir unsere Zelte aufbauten, wurde er zu einem echten Platzregen. Es schüttete aus allen Kannen und als ich schon dachte, schlimmer könne es nicht mehr kommen, trafen mich auch noch große Hagelkörner am Kopf. Ein Blitz schlug in unserer unmittelbaren Nähe in den Wald ein. Das wusste ich, weil der Donner ohrenbetäubend laut war und ich einen hellen Schein sah. Ich versuchte mich auf den Zeltaufbau zu konzentrieren, was keine leichte Aufgabe war. Mein Zeug wurde durchnässt und als ich triefend nass im Zelt saß und etwas zitterte, merkte ich, dass es das Wasser auch schon in das Zelt geschafft hatte. Die Pfützen trocknete ich notdürftig mit meinem Handtuch. Als dieses kaum noch Wasser aufnehmen konnte, nahm ich meine noch trockenen Wechselsachen, um Schlafsack und Zelt abzuwischen. Das war eine Erfahrung.

Der Regen hielt für Stunden an. Von drei Uhr nachmittags bis neun Uhr abends prasselte und donnerte es ununterbrochen. Da ich bemerkte, dass langsam Wasser durch die Zeltmembranen drang und neue Pfützen bildete, nahm ich meine Rettungsdecke und legte sie auf mein Zelt. Das half auch etwas. Als der Regen so langsam abnahm, schlief ich erschöpft ein.

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