Tag 85

In der vergangenen Nacht schlief ich fest wie ein Stein und erwachte erst, als die Sonne bereits lange am Himmel stand. Ich nahm mir heute vor, einfach mal nichts zu tun. Zumindest nichts, was mit mit vielem Gehen zu tun hat.

Die Beiden Trail Angels, namentlich Vicky und Bob, waren wirklich mit die nettesten Menschen, die ich bisher getroffen hatte. Hier durfte ich mich einfach fallen lassen. Für eine Waschmaschine und warme Dusche war gesorgt, sie boten uns sogar an, uns zum nächsten Supermarkt zu fahren. Selbst der Kühlschrank war praktisch Selbstbedienung. Und für all das wollten sie keine Gegenleistung. Wahnsinn…

Die Einrichtung des kleinen Holzhauses war sehr gemütlich. Überall waren kleine Dinge verteilt und mittendrin Addie: der Border Collie. Der kleine Racker war echt niedlich und wahnsinnig flauschig.

Wir sprachen über alles Mögliche. Aber gerade ein Thema hatte mich besonders interessiert. Und zwar der nahegelegenen See, den Lake Tahoe. Ihn umranken zahlreiche Legenden. Zunächst ein paar Fakten. Lake Tahoe liegt 1900 Meter über dem Meeresspiegel und gilt als einer der saubersten Seen der Erde (99,994% Reinheit). Er ist etwa zwei Millionen Jahre alt und stellenweise 500 Meter tief und damit der zweittiefste See der Vereinigten Staaten. Wirklich beeindruckend.

Man sagt, dass hier in der Vergangenheit Gangster und Mafiosi ihre Opfer in der Tiefe des Sees versenkten, um sie für immer loszuwerden. Manche glauben, dass auf seinem Grund noch bis heute die perfekt konservierten sterblichen Überreste von Menschen liegen. Eine andere Legende spricht von einem Monster, dass man als das Äquivalent von Loch Ness beschreiben könnte. Sie nennen es „Tahoe Tessie“. Angeblich wurden immer wieder Sichtungen gemacht. Ich persönlich fand es interessant, was sich die Menschen so erzählten. Zumindest ist der See in meinen Augen ein großer, blauer Schatz und definitiv einen Besuch wert.

Wir kauften ein paar Essensvorräte für die kommenden Etappen. Addie fuhr natürlich mit. Auf meinem Schoß. Den ganzen Weg. Stimmt es eigentlich, dass es jeder Hund liebt bei vollem Fahrtwind seinen Kopf aus dem Fenster zu halten?

Abends machten wir es uns gemütlich und schauten bei Vicky und Bob eine Doku über den Drogenhandel in Amerika. Dazu gab es einen selbstgemachten großen Salat mit Reis und Bohnen. Am späten Abend schrieb ich noch ein Paar Seiten für meinen Blog. Ich war ziemlich im Verzug, machte mich aber deshalb nicht verrückt. Die Berge erforderten meine ganze Aufmerksamkeit und Kraft, da war ich froh, wenn ich es noch schaffte Notizen abends im Schlafsack zu schreiben.

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