Tag 105

Ich schaffte es mich halb sechs Uhr morgens aus meinem Schlafsack herauszuwinden. Draußen war es noch stockdunkel, als ich mein Essen, dass ich am Abend zuvor an einem Ast hochgezogen hatte, holen ging. Kurz vor Sieben ging es dann los.

Ich holte mir am Panther Creek noch einen extra Vorrat an Wasser. Für die nächsten 14 Meilen würde ich keines mehr zu Gesicht bekommen. Das Meiste dieses trockenen Abschnittes würde zudem bergauf verlaufen. Mit einer frischen Ladung machte ich mich auf die Spur. Die Steigung war gerade noch vertretbar, doch die schiere Endlosigkeit des Berges machte mich fast irre. Stunden um Stunden verstrichen. Mein Hörbuch lenkte mich ein wenig von der Zeit und meinen Schmerzen in Schultern und Rücken ab. Ich hatte viel zu viel Essen eingepackt. Manchmal ist weniger eben doch mehr.

Das Wetter zeigte sich noch immer bockig und schien die Sonnenstrahlen fast schon absichtlich von der Erde abzuschirmen. Mit der Zeit drang ich in immer höhere Lagen vor. Plötzlich tauchte ich in eine dichte Nebelwolke ein. Mir wurde schlagartig kälter. Kurz vor Mittag, die Zeit war bis dahin nur quälend langsam vergangen, befand ich mich auf dem Hochpunkt. Dort verputzte ich eine kräftige Mahlzeit.

Ein paar Stunden später kam tatsächlich direktes Sonnenlicht vom Himmel. Die Wolken lösten sich mehr und mehr in Luft auf. Ich freute mich darüber wie ein kleines Kind. Pilze sprießten fleißig aus dem Boden. Der Regen hatte wohl das Wachstum dieser Gewächse ordentlich angekurbelt. Trotzdem erntete ich keine davon und ließ selbst die Steinpilze stehen, da ich kein Gas für die Zubereitung verschwenden wollte. Allerdings säumten tausende Beerenbüsche den Trail. Eine Frau erklärte mir, dass diese runden, blauen Beeren Huckleberries genannt werden. Ein Gedicht. Sie schmeckten himmlisch und von der Ernte bis zum Verzehr vergingen gerade einmal ein paar Sekunden. Frischer ging es nicht. 🙂

Meine Füße brannten bereits, als ich meine zwanzig Meilen überschritt. Nach weiteren drei Meilen entschied ich mich am ‚Blue Lake‘ zu kampieren. Das Schild mit der Aufschrift ‚No Camping‘ ignorierte ich gekonnt und setzte mein Zelt trotzig zwei Meter daneben. Wer sollte das auch schon kontrollieren? Und immerhin war ich ja ökologisch achtsam…

Hinterlasse einen Kommentar