Als ich aus meinem Schlaf erwachte, war es furchtbar eisig. Die Kälte kroch in mein Zelt und ich hatte nicht die geringste Motivation aufzustehen. Alles in allem brauchte ich bis halb neun, bevor ich aufbrechen konnte. Ich bekam einen leichten Schreck, da ich doch vierzig Kilometer für heute geplant hatte. Ich stürzte los.

Meine Hände wurden in der noch immer eiskalten Luft taub. Die Sonne schaffte kurz darauf Abhilfe, als sie sich über den Mount Adams erhob. Ich lief noch an einigen trüben Flüssen vorbei. Vermutlich handelte es sich hierbei Schmelzwasser des Gletschers, den man am Hang des Berges sehr deutlich sehen konnte. Schließlich fand ich einen glasklaren Fluss und war heilfroh darüber.

Es war ein klarer Tag mit blauem Himmel. In der Ferne konnte ich verschiedene Gebirgszüge und den berühmten Mount St. Helens sehen, der 1980 einen verheerenden Ausbruch hatte. Ich wähnte mich selbst aus dieser Entfernung im Falle einer Eruption nicht sicher. Der schlafende Riese würde seinen Feuerregen vermutlich einhundert Kilometer weit versprühen, sollte er denn gerade heute ausbrechen.

Ich durchquerte ein versteinertes Lavafeld. Hier lagen tausende kleiner und großer schwarzer Brocken herum, die nicht nur ziemlich scharfkantig aussahen, sondern sich auch durch meine dünnen Sohlen hindurch so anfühlten. Ein schmutziger Fluss preschte am hinteren Ende hinunter. Ein paar darüber gelegte Äste sollten wohl so eine Art Brücke darstellen. Ich hatte beim Versuch dieses wacklige Teil zu überqueren fast das Gleichgewicht verloren, konnte mich jedoch gerade so wieder in Balance bringen.

Ich gelangte in dichter werdende Wälder und die Beschaffenheit des Trails, sowie ein langer, leichter Abstieg ermöglichten es mir meinen späten Start zu kompensieren. Immer wieder sah ich massige Pilze, die aus der Erde so groß wie Kürbisse ragten.

Als ich so langsam die zweiunddreißig Kilometer voll machte, fingen meine Füße richtig schlimm zu brennen und zu schmerzen an. Selbst nach dreieinhalb Monaten Wandern hatte ich täglich damit zu kämpfen. Was mir bewies, dass die menschliche Anatomie nicht für so große Strecken über einen längeren Zeitraum ausgelegt sein konnte. Ich erreichte endlich eine Stelle, an der ein fast versteckter und etwas zugewachsener Seitenpfad zu einem Zeltplatz führte. Ich traf hier zwei Thru-Hiker, die Namen habe ich innerhalb kürzester Zeit wieder vergessen. Vielleicht war ich einfach zu müde, um mich richtig konzentrieren zu können. Es war ein langer Tag gewesen.
