Tag 116

Meine Motivation aufzustehen hielt sich an diesem Morgen in Grenzen. Ich schleppte mich zeitlupenartig von einer Aufgabe zur Nächsten. Der alltägliche Trott. Erst dreiviertel neun setzte ich mich endlich in Bewegung. An manchen dieser kalten Tage viel es mir unheimlich schwer das Gute auch in den Herausforderungen wahrzunehmen.

Die Wetterlage verbesserte sich, trotz der dicken Wolken fiel kein einziger Tropfen. Nach fünfeinhalb Meilen stetigem Bergauf hatte ich gute Sicht. Einige Meilen geradeaus stauchte sich an den Bergspitzen ein Wattemeer zusammen. Düstere Schatten zogen langsam über die steilen Gebirgshänge. Ich beobachtete eine relativ große Eidechse, die sich mit einer wahnsinnig hohen Geschwindigkeit und Präzision durch die Vegetation bewegte. Die Schuppen erinnerten mich ein wenig an Krokodilhaut.

Es gab heute wieder einiges zu entdecken. Die endlosen grünen Wälder säumten die Landschaft und klare blaue Bergseen lagen in ihrer Mitte. Aufgrund des trockenen Wetters kam ich gut voran. Dennoch: es war ziemlich kalt. Also achtete ich darauf immer in Bewegung zu bleiben.

Ich wanderte und wanderte bis in das Dunkel der Nacht. Ich wollte meinen späten Start etwas kompensieren, dennoch hatte ich nicht damit gerechnet so spät noch unterwegs zu sein. Der silbrige Schein des fast vollen Mondes leuchtete mir den Weg. Es war erstaunlich hell, daher brauchte ich keine Lampe zur Orientierung. Die schwarzen Silhouetten der Bäume standen im krassen Gegensatz zum Dunkelblau des Nachthimmels.

Mir war etwas mulmig zumute. In dem endlosen Tannenlabyrinth wurde ich mit der Zeit leicht paranoid. Ich glaubte Geräusche zu hören, wo (vermutlich) keine waren. Und Dinge zu sehen… Irgendwann stoppte ich um zu zelten, denn die Kälte drang weiter und weiter in Richtung Körpermitte vor. Es war still an diesem Platz… Totenstill.

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