Freitag, der Dreizehnte. Vollmondnacht. Ich bin zwar nicht sonderlich abergläubisch, dennoch fiel mir diese Tatsache auf. Bereits früh glaubte ich nicht daran den Mond heute überhaupt noch zu Gesicht zu bekommen. Der Wetterbericht sprach von Regen, Regen und noch mehr Regen. Hurra.. Washington.

Braveheart fuhr mich und die anderen Beiden noch etwas herum. Wir aßen in einem kleinen Imbiss zu Mittag. Für mich gab es einen ‚black bean chipotle burger‘ und einen ziemlich guten Granatapfelsaft. Danach holte ich mein vorletztes Paket von der Post ab. Das ungeheuerliche Gewicht der Verpflegung hat mich etwas beunruhigt. Viereinhalb Tage Essen konnten doch nun wirklich nicht so viel wiegen..! Doch die Realität ließ grüßen. Als das erledigt war, schaffte uns der Trail Angel zurück zum PCT, zurück in die Wildnis. Als ich aus dem Van stieg, fing ich in der kalten Luft bereits ein wenig an zu zittern. Ich wollte jetzt eigentlich so gar nicht wandern gehen. Die grau-weißen Wolkenschleier hingen regenschwer über den bewaldeten Hängen und verschluckten die Gipfel. Ich bereitete mich und meine Ausrüstung auf die unausweichliche Nässe vor, dann machte ich mich allein auf in die Wälder.

Ich war noch nicht weit gekommen, da machte sich jemand hinter mir bemerkbar. Als ich mich umdrehte, sah ich zu meiner Überraschung Gummibear vor mir stehen. Das Erste, was aus meinem Mund kam war: „What the fuck?“. Ich war wohl einfach sehr überrascht ihn zu sehen und hatte damit auch gar nicht mehr gerechnet, seit ich ihn vor rund drei Tagen verloren hatte. Doch ich freute mich natürlich und wir liefen gemeinsam weiter. Ich merkte, dass mir das Alleinsein auf Dauer nicht sehr gut tat. Meine Motivation litt dann am Meisten. Das Weitwandern ist eine große Aufgabe, die vor Allem mentaler Natur ist.

Kurze Zeit später fing es zu nieseln und dann zu regnen an. Zum Glück hörten die kalten Güsse auch ab und an wieder auf. Zwischenzeitlich kam ein so feiner Regen herunter, dass es mich eher an Staub erinnerte, als an Wasser. Das Gelände war merklich anstrengender zu bewältigen als sonst. Wir hatten zwei besonders steile und lange Anstiege, die mir die letzten Kraftspeicher entleerten. Der wieder einsetzende Regen machte die Sache nicht einfacher. Ich versuchte, die Sache als eine mentale Herausforderung anzusehen, an der ich nur wachsen konnte. Irgendwann standen wir oben und schlugen unser Lager auf einer Wiese auf. Die viele Nässe ließ mich vor Kälte zittern, doch als ich im Zelt warmes Couscous mit Tomatensoße aß, ging es mir schon bald wieder besser.

Nachts setzte erneut Regen ein und trommelte rhythmisch auf mein Zelt. Draußen machten sich Mäuse an meinem Zeug zu schaffen. Zumindest hörte ich die kleinen Biester ganz deutlich. Eine sah ich auch in meinem Vorzelt herumrennen, als hätte sie sich verlaufen. Ich hoffte, dass sie sich nicht in mein Innenzelt fressen würde. Mein Schlafsack reichte mir eigentlich als Wärmespender.