Tag 124

Wir starteten heute zu dritt. Außer mir war da noch der Franzose und ein Däne. Dichter weißer Nebel umhüllte die Wälder. Mein Atem gefror in der eisigen Luft. Stellenweise war die Sicht so eingeschränkt, dass man leicht seinen Vordermann aus den Augen verlieren konnte. Der Nebel lichtete sich erst, als wir auf schätzungsweise zweitausend Meter Höhe gelangten. Dann geschah es. Wie ein Vorhang öffnete sich der Schleier. Was dahinter zum Vorschein kam, raubte mit den Atem. Ich konnte das gesamte Ausmaß dessen, was ich da vor mir hatte, nur erahnen. Die Macht der Berge war fast greifbar. Ich konnte hier starke spirituelle Energien wahrnehmen.

Während wir weiter die Berge und Pässe hinaufkletterten, musste ich mich immer wieder räuspern. Gleichzeitig hatte ich so ein Gefühl im Hals. Ich fragte mich, ob ich krank werden würde. Vielleicht hatte mir das nasskalte Wetter hier zu sehr zugesetzt. Ich hoffte, dass mein Immunsystem die Sache regeln würde. Leider hatte ich kein Meistertonikum mehr, die natürliche Medizin ist mir vor geraumer Zeit ausgegangen.

Auf etwa 2100 Metern erreichten wir endlich den Pass. Wir machten eine kurze Rast und sahen uns ein wenig um. Der Wind blies uns um die Ohren und brachte stechende Kälte. Doch wenigstens hatte man hier wieder freie Sicht.

Immer wieder zogen Schleier weißer Wolken durch die Täler und verdeckten die Berge. So änderte sich meine Sicht von einem Augenblick auf den anderen drastisch. Jeder Moment war einzigartig. Ich freute mich über die Tatsache, dass heute kein Tropfen Regen fiel. Es tat gut wieder in trockenen Sachen zu wandern.

Als es spät wurde und der Abend den Tag ablöste, stoppte ich an einem Platz um zu kampieren. Die Rechnung hatte ich allerdings ohne die Anderen gemacht. Die felsige Umgebung bot nicht viele ebene Plätze, daher erwartete mich hier ein regelrechter Zeltdschungel. Auch Gummibear war anwesend. Er borgte mir ein Paar lange Unterhosen, die ich dankend entgegennahm. Mit dieser zusätzlichen Isolierschicht konnte ich der Kälte wesentlich besser strotzen. Es dauerte nicht lang, da war ich schon wieder im Zelt und schlief den Schlaf der Gerechten.

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