Tag 10

Von Zuhause sind wir stets Trockenheit, Wärme und Geborgenheit gewohnt. Wenn es draußen stürmt, schneit, regnet oder donnert, kuscheln wir uns einfach in die warme Decke ein und schauen uns am besten noch einen Film an.

Doch hier Draußen herrscht ein raues Klima. Ist man gestern noch aufgrund der Hitze am Schwitzen gewesen, friert man sich heute den A**** eh, Ast ab.

Die Sonne hat uns heute leider nicht beglückt. Es war wieder einer dieser harten Tage, die Einen auf die Probe stellen. Vor allem die Psyche ist hier entscheidend. Neben den Tatsachen, dass man auf seinen Körper achten muss (Kälte, Nässe), sollte man auch seinem Inneren Aufmerksamkeit schenken. Der Kopf entscheided zu über 50% ob es weitergeht oder nicht.

Vormittags habe ich Arrow wiedergetroffen. Ich nannte ihn so, weil er bei jeder noch so kleinen Pause richtungsorientiert einen Pfeil in den Boden ritzt. Das macht er deshalb, weil er einmal 4 Meilen im Regen in die falsche Richtung lief. Jedenfalls sind wir dann gemeinsam in das „schlechte“ Wetter gelaufen.

Kleines Regendach.

Stundenlang ging es nur nach oben. So lange, bis wir in die Regenwolken eindrangen. Die ganze Zeit über herrschte ein feucht-kaltes Klima. Ohne Handschuhe hätte man hier ein echtes Problem gehabt. Mir kamen Gedanken wie: „solange es der trockenen Natur hier guttut, bin ich glücklich“. Und tatsächlich: ich wurde für meinen Optimismus belohnt. Die wunderschönen Blüten exotischer Pflanzen, an denen winzige Regentropfen hinabliefen, lösten in mir wohlige Gefühle aus. Man sollte sich jeden Tag im Leben an den kleinen und unscheinbaren Dingen erfreuen.

Das Leben findet immer einen Weg.

Manchmal möchte ich wie dieser Baum sein, der es geschafft hat, allen Umständen und Hindernissen zum Trotz zu stattlicher Größe heranzuwachsen. Ich kämpfe mit der Kälte und der Nässe. Die Moral hochzuhalten ist in solchen Situationen schwer. Letzten Endes stärkt man mit dem Verlassen der Komfortzone die eigene Persönlichkeit und die Toleranzfähigkeit gegenüber unbequemen Situationen. So auch der Baum, der Jahrzehnte zuvor als junger Spross in einer sehr ungünstigen Lage wachsen musste. Heute ist seine Rinde dick und sein Stamm kräftig.

Wir haben uns heute einen etwas windgeschützteren Zeltplatz ausgesucht. Trotz der Büsche weht der Wind ziemlich erbarmungslos und trägt kalte Ströme mit sich. Die Nässe erschwert alles zusätzlich. Ich versuche, mich in meinem Schlafsack etwas aufzuwärmen und an etwas Schönes zu denken. Für einen warmen Kakao würde ich gerade alles geben.

2 Kommentare zu „Tag 10

  1. Hey du tapferer Wanderer- solche Tage sind unsere größten Chancen, um uns selbst ganz tief drin zu begegnen und aufzuhören zu kämpfen. Lass deinen inneren Schweinehund vielleicht mal ganz laut bellen, dann gib ihm ein Leckerli und flüster ihm ins Ohr, dass er viel stärker ist als er denkt und dass auch wieder mühelosere Tage auf euch warten. Ich weiß- du träumst dich jetzt in deine Kuscheldecke mit einem warmen Kakao dazu, aber weißt du noch, was du zu Hause in der Kuscheldecke mit Kakao geträumt hast? Deine Vision von Freiheit/Ferne/Natur, vom PCT… vielleicht kannst du diesen großen Traum und alle die Gründe dafür, ihn zu verfolgen nochmal in dich einatmen und durch dich hindurchströmen lassen- denn hey- genau diesen langersehnten Traum lebst du gerade. Und du hast ja selbst gesagt, wenn wir unseren Grenzen begegnen, wachsen wir enorm. Falls du schon auf Englisch denkst: The tiny seed knew that in order to grow it needed to be dropped in dirt, covered in darkness and struggle to reach the light.
    Ich schick dir ganz viele warme Gedanken, Sonnenstrahlen und den besten veganen, köstlich duftenden Bio-Kakao der Welt.
    Du rockst das (denk dran, Flugzeuge heben auch nur gegen den Wind ab;)).

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